Steinweg

Sanierung Fachwerkhaus

Bauherr
privat

Architektur
Anne Raupach Architektur

Das Fachwerkhaus und die dazugehörige Scheune wurden 1912 errichtet und als kleinbäuerliches Wohnhaus mit Gartenbau und Tierhaltung für den eigenen Bedarf genutzt. Das Haus war bis zum Erwerb 2020 im Besitz der Erbauerfamilie und wurde in den 70er Jahren saniert und an den damaligen Stand der Technik angepasst. Alle nachträglichen Einbauten mussten bei der Sanierung im Jahr 2020 komplett entfernt und entsorgt werden. Nach den Abbruchmaßnahmen blieb die Rohbaustruktur aus dem Erbauungsjahr zurück. Alle ursprünglich verbauten Materialien waren natürlichen Ursprungs und in guter Qualität erhalten geblieben – Tannenholz, Ziegelmauerwerk, Lehmschüttungen.

Reduziert auf den Rohbau begannen die Sanierungsarbeiten mit dem Wiederherstellen der Wohnqualität nach heutigem Stand der Technik und unter Einhaltung eines ökologischen, nachhaltigen Grundkonzepts.

Für die Sanierung kamen fast ausschließlich ökologische und klimafreundliche Baumaterialien wie Holz, Lehm, Zellulose, Kalk und Ziegel zum Einsatz. Der Einsatz von zement- oder erdölhaltigen Produkten wurde auf ein Minimum reduziert.

Es wurde Wert auf den Einsatz regionaler Baustoffe gelegt. Lehm, Lärchenverschalung, Dachziegel, Eichendielen, Kalkputz und die Wärmepumpe stammen aus einem Umkreis von nicht mehr als 100km.

Die Grundrisse wurden verändert und sind maximal flexibel, um auf spätere Änderungen der Lebensverhältnisse einzugehen. Das Haus kann von einer Familie mit Büronutzung  im Dachgeschoss und Gästewohnung im Sockelgeschoss bewohnt werden oder in drei Wohnungen aufgeteilt werden. So kann die Wohnfläche mit den Bedürfnissen wachsen und schrumpfen. Nicht notwendiger Flächenverbrauch und damit verbundener Energieaufwand wird dadurch vermieden.

Da das Fachwerkhaus als erhaltenswerte Bausubstanz eingestuft worden war und der Charme nicht verloren gehen sollte, wurde auf den Erhalt des Sichtfachwerkes wert gelegt. Drei der Außenwände wurden deshalb von Innen gedämmt. Hier kam Holzweichfaser zum Einsatz, die holhraumfrei auf einer Ausgleichsschicht aus Lehm in der Wand verdübelt wurde. Auf den Holzweichfaserplatten wurde eine Wandheizung aufgebracht, die wiederum mit Lehm verputzt wurde. Den Abschluss bilden Unter- und Oberputz aus Lehm, die glatt abgezogen und geschwämmt wurden. Entstanden ist eine sehr hochwertige Oberfläche aus rostbraunem Lehm, die in großen Teilen unbeschichtet blieb.

Die Wetterfassade im Westen hatte einen Schlagregenschutz aus Zinkplatten. Diese wurden entfernt und die Fassade von Außen mit Holzweichfaser gedämmt und mit heimischer Lärche verkleidet. Die Lärchenverschalung wurde wie auch die Fachwerkbalken mit grau pigmentierter Leinölfarbe gestrichen, um den sonst unregelmäßigen Vergrauungsprozess vorwegzunehmen.

Das Dach wurde mit Zellulose und Holzweichfaser neu gedämmt und mit historischen Doppelmuldenfalzziegeln eingedeckt. Im Süden wurde ein PV-Anlage installiert, die u.a die Wärmepumpe und das Elektroauto versorgt.

Auf Kunststofffolien als Dampfsperre konnte im gesamten Haus verzichtet werden. Vielmehr wurde auf diffusionsoffene Baustoffe wert gelegt, die einen gezielten Feuchtetransport mit Abtrocknung gewährleisten.

Projektentwicklung, Planung und Ausführung als Anne Raupach Architektur, Bauherr privat

Projektzeitraum 2020